25.10.2020 von Mag. Roland Nagel, MBA.

Der Personalbedarf an Pflegekräften (DGKP, PFA, PA) ist nur schwer zur Gänze durch Anstrengungen aller Art im Inland zu decken und bleibt für die nächsten Jahre DIE Herausforderung in der Pflege. Gleichgültig ob es sich um gezielte Imagekampagnen für die Pflege als nachhaltig sinnvollen Beruf mit Jobgarantie, die Aufstockung der Ausbildungsplätze selbst, die Attraktivierung der Entlohnung oder die schrittweise Verbesserung der Rahmenbedingungen in den Pflegesettings handelt. Eines ist klar: „Ein weiter so wie bisher ist undenkbar!“

Wir sind in Österreich mit dem Mangel an Pflegekräften (DGKP, PFA, PA) nicht alleine, was eine erfolgreiche Personalakquise im Ausland nicht gerade leichter macht. Es bedarf bei Vorlage aller relevanten Ausbildungen und dem Nachweis solider Deutschkenntnisse auf alle Fälle eine rasche Anerkennung ausländischer Pflegeprofis. Wir können uns es als laufend älter werdende Gesellschaft in Österreich nicht leisten, Pflegefachpersonal aus dem Ausland zu vergrämen. Gleichzeitig dürfen die politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen es nicht versäumen, sich um den pflegerischen Nachwuchs in Österreich zu kümmern und hier rasch zu handeln.

Es gibt Länder, die derzeit zu viele Pflegekräfte ausbilden. Der Vorwurf Österreich oder auch andere Länder, die auf der Suche sind, würden letztlich vor Ort ein zusätzliches Problem schaffen, läuft daher hier ins Leere. Deutschland bemüht sich seit geraumer Zeit verstärkt Pflegepersonal aus dem Ausland für sich zu gewinnen. 

Eine Stelle im Kosovo zu finden, sei schwierig, sagt Halimi. Deshalb verspricht er sich als diplomierte Pflegefachkraft viel vom Besuch des deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn. Der Minister soll helfen, die Anerkennungsverfahren zu vereinfachen. In jedem Bundesland sind sie anders geregelt. Es sei „mehr als dringend“, dass der Bundesgesundheitsminister ausländische Pflegekräfte nach Deutschland bringe. Angehörige von Pflegebedürftigen müssten zum Teil bis zu 40 Pflegeheime anschreiben, um einen Pflegeplatz zu bekommen. https://www.tagesschau.de/inland/spahn-pflegekraefte-kosovo-103.html

Mangelhaftes Interesse an Ausbildungsmöglichkeiten im Inland

Je nach Bundesland sind die vorhandenen Ausbildungsplätze in der Pflege in Österreich nur zum Teil, manchmal sogar nur zur Hälfte ausgelastet, da kein besonderes Interesse an den Angeboten besteht. Teilweise wird der Nutzen des neu geschaffenen Berufes der Pflegefachassistenz in den jeweiligen Pflegesettings nicht verstanden. Viele Interessenten entscheiden sich gleich für eine Ausbildung zur/zum DGKP und nützen die Übergangsfrist bis 2024, um noch in einer Gesundheits- und Krankenpflegeschule das Diplom zu erwerben.

Wichtig ist eine Attraktivierung der Pflege nicht bloß durch Imagekampagnen zu starten, sondern auch konkrete Taten folgen zu lassen. Es bedarf neuer Anreizsysteme für Quereinsteiger/innen und Wiedereinsteiger/innen in allen Pflegesettings!

Gerade deshalb wird ein glaubhaftes „Employer Branding“ an Gewicht gewinnen, jedoch nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn „Sein und Schein“ tatsächlich sich die Waage halten.

Authentische und starke Kampagnen für die Pflege können letztlich nur mit Stimmen aus den verschiedenen Pflegesettings funktionieren. Hierbei wäre ein bundeseinheitliches und akkordiertes Handeln von Vorteil. Gleichzeitig ist es an der Zeit das neue Berufsrecht (GuKG 2016) in der Praxis ohne Wenn und Aber umzusetzen, um die Profession der Pflege nachhaltig zu stärken und den Trägern die Vielfalt der Optionen näher zu bringen.

Es müsste endlich konsequent damit begonnen werden, diese neuen Potentiale und Möglichkeiten besser auszuschöpfen. Eine Studie des Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherungen aus dem Jahr 2016 zeigt, dass es keine qualitativen Unterschiede macht, wenn Pflegende (Ausbildungsniveau Advanced Nurse Practitioner) in der Versorgung eigenständig eingesetzt werden, sofern diese die Möglichkeit haben, im Bedarfsfall AllgemeinmedizinerInnen zu kontaktieren. Die PatientInnenzufriedenheit war im Fall der Betreuung durch Pflegepersonal sogar höher. https://www.staedtebund.gv.at/fileadmin/USERDATA/aktuelles/dokumente/Pflege_Status_Quo_Mai_2019.pdf

Zusammenfassend bleibt die Personalakquise die Schlüsselfrage in der Pflege angesichts der 76.000 Pflegekräfte die bis 2030 fehlen. Hier sind einige Bemühungen wie zum Beispiel der Lückenschluss in der schulischen Karriereperspektive in der Pflege, die gerade ab Herbst 2020 mittels eines Pilotversuches verteilt auf mehrere Standorte in Österreich in Angriff genommen wird ein willkommener Schritt in die richtige Richtung. Bei allem Optimismus darf die daraus resultierende Anzahl der AbsolventInnen nicht gänzlich übersehen werden. Ohne zusätzliche Pflegeprofis aus dem Ausland wird wohl die enorme personelle Herausforderung nicht zu stemmen sein.

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